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Infektionslehre |
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I N F E K T I O N S L E H R E
Ein geschichtlicher Einsteig
Definition: Der Begriff stammt aus dem Lateinischen (inficere) und bedeutet soviel wie „etwas Schädliches hineintun“.
Gemeint ist damit, dass kleinste Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten) eindringen, sich ansiedeln und schnell vermehren. Nur die wenigsten Infektionen führen zu einer erkennbaren Erkrankung. Es muß eine Krankheitsbereitschaft (Disposition) des betroffenen Menschen vorhanden sein. Erst bei Vorliegen von Symptomen sprechen wir von einer Infektionskrankheit.
Geschichtlicher Überblick:
Infektionskrankheiten sind seit vielen Jahrtausenden bekannt, doch erst in den letzten hundert Jahren begann man zu erkennen, dass sie durch winzig kleine, unsichtbare Keime hervorgerufen werden.
Im Mittelalter entvölkerten Seuchen ganze Landstriche. Die Pest raffte um 1350 ein Viertel der damals in Europa lebenden Bevölkerung dahin. Als Ursache vermutete man einen krankmachenden und sehr ansteckenden Stoff in der Luft. Die Vertreter der Kirchen verkündeten die Pest als Strafe Gottes. Es kam zur Verfolgung von sogenannten „Pestschmieren“, die andere vorsätzlich mit Pesteiter infiziert haben sollten, um sie zu beerben.
Beschreibung des Pestarztes:
„Kleidung wider den Tod: Also gehen die Doctores Medici daher, wann sie die an der Pest erkrannkte Person besuchen, sie zu curiren und tragen, sich vor dem Gifft zu sichern, ein langes Kleid von gewäxtem Tuch. Ihr Angesicht ist verlarvt, für den Augen haben sie große crystalline Brillen, vor den Nasen einen langen Schnabel voll wohlriechender Specerey, in der Hände, welche mit Handschuhen wol versehen ist, eine lange Ruthe und darmit deuten sie, was man zu thun und gebrauche soll.“
Quelle: ciao-calotta.de
In der hippokratischen Medizin stellte man sich noch vor, daß Infektionen durch „Veränderungen“ in der Luft hervorgerufen würden. Die sogenannte Miasmenlehre (miasma = übelriechende Luft) fand vor allem in der Architektur der Krankenhäuser in den letzten Jahrhunderten ihre Bedeutung. Typisch waren große, hohe Säle mit riesigen Fenstern, durch die die „schlechte Luft“ der Krankheit entweichen sollte. In den großen, nach Geschlechtern getrennten Krankensälen lagen oft bis zu fünfzig Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen. Die Ärzte machten im Frack Visite.
In der chirurgischen Abteilung wurden im sogenannten Operationstheater vor Studenten und lernenden Ärzten häufig Amputationen bei vollem Bewusstsein des Patienten durchgeführt. Viele der Patienten, die zwar die Operation überlebten, starben danach an Hunger, Austrocknung oder einer Infektion.
Ursache hierfür waren die untragbaren hygienischen Verhältnisse der damaligen Operationssäle und Krankenzimmer. Oft wurden auf dem hölzernen OP-Tisch auch Leichenöffnungen vorgenommen. Verbandsmaterial aus alter Leinenwäsche wurde ungewaschen auf die Wunden gelegt. Der Operateur trug gewöhnlich einen alten Straßenanzug. Stark blutende Wunden wurden mit Schwämmen gereinigt, die zwischen den Operationen lediglich mit kaltem Wasser ausgespült wurden. Man hatte sich an den fäulnisartigen Gestank der Krankensäle gewöhnt, ebenso an die Wundeiterungen. Der Gestank galt als „guter chirurgischer Geruch“, der Eiter als „löblicher Eiter“.
Von der eigentlichen Ursache, den mikrobiellen Krankheitserregern, wusste man zu jener Zeit noch nichts.
Ignaz Semmelweis (1818-1865) fand heraus, dass die Frauen vom Kreißsaal vor allem durch die ungewaschenen Hände der Ärzte, die auch Autopsien vornahmen, infiziert wurden. Semmelweis führte die Händedesinfektion mit Chlorkalklösung ein. Durch die Entdeckung, dass seine Kollegen am Tod vieler Wöchnerinnen schuld waren, hatte er die Ehre der Universität befleckt. Er starb jung und ohne Anerkennung. Heute wird er weltweit als „Retter der Mütter“ gefeiert.
Der Chemiker und Biologe Louis Pasteur (1822-1895) wies nach , dass niedrige Lebewesen (Bakterien) niemals selbst entstehen, sondern von außen (z.B. durch die Luft) in keimfreie Stoffe gelangen und dort als Gärungserreger wirken. Aufgrund dieser Feststellung schuf Pasteur die Grundlage der heutigen Bakteriologie und Sterilisationstechnik (Pasteurisierung, 1865).
Pasteurs Lehren wurden von Josef Lister (1827-1912) erfolgreich in der Chirurgie umgesetzt. Er beschrieb 1867 erstmals den antiseptischen Wundverband mit Karbol. Die Wundinfektionen wurden so von 38 auf 8% gesenkt.
Robert Koch (1843-1910) entdeckte 1882 den Tuberkelbazillus und war an der Entdeckung des Typhusbazillus beteiligt. Seine Entdeckungen zerstörten die mittelalterlichen Hypothesen der Miasmenlehre. Koch gilt als hauptsächlicher Begründer der Bakteriologie.
Meilensteine der Hygiene:
1847 Ignaz Semmelweis führt in Wien das Desinfizieren
der Hände mit Chlor ein
1867 Der Chirurg Josef Lister desinfiziert erfolgreich
mit Karbolsäure-Spray
1877 Louis Pasteur und Robert Koch entdecken die
Bakterien, die bei Menschen Infektionen
hervorrufen
1881 Erster Schritt zur Aseptik mit Wasserdampf-
Sterilisation in deutschen Krankenhäusern
1890 Der Amerikaner H.W. Halsted führt Gummi-
Handschuhe bei Operationen ein
Ab 1900
Die Aseptik ist eingeführt, Mund- und Haarschutz ebenso üblich wie sterile OP-Kleidung, Instrumente und Verbandsmaterial
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Helmut Siefert
Sonnenblick 28
36275 Kirchheim
E-mail: helmutsiefert@gmx.de |
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Rechtslage/Disclaimer |
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