"Pflege kann man nur erfahren und erleben!"
Ich habe dieses Motto aus mehreren Gründen gewählt. Ich weiß, was es bedeutet, hilflos und von anderen abhängig zu sein. Dies ist eine bittere Erfahrung, die ich unmittelbar nach meinem Schlaganfall gemacht habe. Zum anderen kann ich auf eine über 35jährige Tätigkeit in der Alten- und Behindertenarbeit zurückblicken. Ich habe während dieser Zeit viele "sogenannte Standards" Kommen und Gehen gesehen. Dies betrifft sowohl die Pflege als auch die pädagogische Arbeit. Wir sind heute so weit, dass wir "professionell" dokumentieren können, was wir getan haben - egal ob es stimmt oder nicht. Überprüft wird diese Dokumentation dann von sogenannten "Experten", die noch nie jemand gepflegt haben. Wir müssen wieder lernen, an der Basis zu arbeiten, d. h. den zu Pflegenden als "Standard" zu sehen und dann das Erlernte anzuwenden. Dies betrifft sowohl die praktische Arbeit als auch die theoretischen Grundlagen. Wenn wir uns die Fachliteratur anschauen, werden wir schnell merken, daß jeder Autor "seinen" eigenen Standard "pflegt". Nur, wie soll ein Lernender damit umgehen, wenn er nicht weiß, was richtig ist? Hier ist eine konsequente Verknüpfung von Theorie und Praxis unbedingt nötig. Erstaunlich ist auch die Übernahme der englischen Sprache in die deutsche Pflegelandschaft. Nur - erklären Sie bitte mal Lieschen Müller mit ihren 98 Jahren, daß sie nicht wie gewohnt von Schwester Beate, sondern von der "Primary-, Associate-, bzw. Assistant-Nurse" versorgt wird.
In der Fachliteratur finden sich inzwischen Begriffe wie "Pflegeempfänger", demnach wäre doch der "Pflegesender" die logische Konsequenz. Warum nicht gleich "Nursing-Receiver" und "Nursing-Transmitter" - aber dann bitte mit einem ganz deutlichen Bubble-Gum-Akzent.
Bei der intendierten Realisierung der linguistischen Simplifizierung des regionalen Idioms resultiert die Evidenz der Opportunität extrem apparent, den elaborienten und quantitativ opulenten Usus nicht assimilierter Xenologien konsequent zu eliminieren!
(Zur Vereinfachung der Muttersprache sollte man nicht zu viele Fremdwörter benutzen...)
Ich denke, daß professionelle Pflege sowie eine nachvollziehbare Dokumentation dringend nötig ist. Auch wäre eine Pflegekammer sinnvoll - nahezu jeder andere Beruf ist einer Kammer oder Innung angeschlossen.
Distanzieren möchte ich mich von einigen theorielastigen Experten, die inzwischen ihr eigenes Pflege-Metaparadigma geschaffen haben und mit Thesen auszeichnen wie z. B. "Pflege muß kommuniziert, dokumentiert und evaluiert werden".
Der Pflegeberuf beinhaltet doch einiges mehr.
Pflegestandard - JA
Pflegen nach Standard - NEIN
"Erst wenn wenn wir den zu Pflegenden individuell mit einbeziehen, leisten wir professionelle Pflege!"
Im KFZ-Bereich gibt es den Begriff "Richtzeit", d. h. für eine bestimmte Tätigkeit wird eine gewisse Zeit angesetzt (Standard). Selbst im Umgang mit Material kann begründet (individuell) davon abgewichen werden.
Und.....wie handhaben wir das mit den uns anvertrauten Menschen?
"Die Deutschen, und sie nicht allein, besitzen die Gabe, die Wissenschaften unzugänglich zu machen."
Johann Wolfgang von Goethe